Konzert der besonderen Art: Pianola trifft Cello
Erstmals Konzert mit geöffneter Bodenluke und Videoübertragung aus dem Obergeschoss
Ein musikalisches Erlebnis der besonderen Art erwartet Besucherinnen und Besucher am Sonntag, 18. Mai, im Heimathaus Hauenhorst. Ab 17 Uhr vereinen sich dort zwei sehr unterschiedliche Instrumente zu einem außergewöhnlichen Konzert: das historische Selbstspielklavier – ein sogenanntes Pianola – und eine Gruppe von Cellisten unter der Leitung von Gisela Söder. Diese ungewöhnliche Kombination verspricht nicht nur musikalisch, sondern auch technisch und räumlich ein Novum in der Geschichte des Heimathauses zu werden.
Historische Technik als Klangwunder
Im Mittelpunkt steht das eindrucksvoll restaurierte Pianola, das dem Heimatverein Hauenhorst/Catenhorn im Jahr 2019 von der Hauenhorster Familie Storm überlassen wurde. Dieses faszinierende Instrument, das aktuell im Obergeschoss des Heimathauses ausgestellt ist, kann sich selbst spielen – und das ganz ohne elektronische Steuerung. Stattdessen funktioniert es rein mechanisch und pneumatisch: Ein Unterdrucksystem, erzeugt durch Tretpedale oder ein elektrisches Gebläse, zieht eine gelochte Papierrolle über den sogenannten Notengleitblock. Die Löcher im Papier geben die Töne frei, die dann durch kleine Bälge ausgelöst werden. Diese Bälge steuern die Mechanik, die entweder direkt die Hämmer der Klaviertasten bewegt oder – wie bei Vorsetzern – die Klaviatur selbst bedient.
Die Technik hinter dem Pianola ist dabei ebenso komplex wie raffiniert. Bereits ab etwa 1902 wurden Instrumente wie dieses gebaut. Zusätzliche musikalische Feinheiten wie Pedaleffekte oder Betonungen lassen sich über spezielle Lochungen und pneumatische Schaltungen oder durch Hebel manuell auslösen – je nach Komposition oder Interpretation durch den sogenannten Pianolisten. Der Rheinenser Jörg Nass hat das im Heimathaus ausgestellte Pianola in mühevoller Arbeit restauriert. Er zerlegte das gesamte Gerät, ersetzte defekte Teile, reinigte Mechanik und Bälge, und machte das historische Stück wieder spielfähig. Während der Konzertpause wird Nass für Fragen zur Restaurierung und Funktionsweise des Instruments zur Verfügung stehen – ein seltener Einblick in die Welt der mechanischen Musikgeschichte.
Klassik im Dialog: Celli und Pianola im Zusammenspiel
Doch nicht nur das Pianola steht an diesem Abend im Mittelpunkt: Seit Jahren probt im Heimathaus eine Cellogruppe unter Leitung von Gisela Söder. Gemeinsam mit dem selbstspielenden Klavier wagen sie nun ein musikalisches Experiment: Stücke, die teils gemeinsam, teils im Wechsel zwischen Cello und Pianola dargeboten werden, zeigen die klangliche Bandbreite und Ausdruckskraft beider Instrumente. Das weiche, volle Klangbild der Celli trifft dabei auf die präzise, gleichmäßige Mechanik des Pianolas – ein reizvoller Kontrast und zugleich ein spannender Dialog zwischen Mensch und Maschine, zwischen Saitenspiel und Lochpapier.
Eine Premiere für das Heimathaus: Die geöffnete Bodenluke
Auch räumlich wird das Konzert neue Wege gehen: Da der Platz im Ausstellungsbereich des Obergeschosses begrenzt ist, wird zum ersten Mal in der Geschichte des Heimathauses die Bodenluke geöffnet. So können Besucherinnen und Besucher das Konzert auch von der Diele aus mitverfolgen – dank einer Live-Videoübertragung aus dem oberen Stockwerk. Die ungewöhnliche Lösung macht es möglich, trotz enger Räumlichkeiten möglichst vielen Interessierten den Zugang zu diesem besonderen Ereignis zu ermöglichen.
Eintritt frei – Spende willkommen
Der Eintritt zu diesem außergewöhnlichen Konzert ist frei, eine Spende für die weitere Pflege und Erhaltung des Pianolas und die musikalische Arbeit ist willkommen. In der Pause stehen die Musikerinnen und Musiker sowie Restaurateur Jörg Nass für Gespräche und Fragen bereit. Mit diesem Konzert verbindet das Heimathaus Tradition und Technik, musikalische Handwerkskunst und historische Mechanik. Wer klassische Musik auf ungewöhnliche Weise erleben möchte, sollte sich diesen Termin nicht entgehen lassen.